Mit gutem Geschmack durch stürmische Zeiten

Online-Broker und Sparpläne machen das Investieren in Aktien so leicht wie nie zuvor und die V-Erholung nach dem Corona-Crash hat viele Neu-Anleger angezogen. Wer jedoch erst 2022 den Weg an die Börse gefunden hat, steht mit hoher Wahrscheinlichkeit in den Miesen. Typische Wachstumsbranchen gehören zu den Flop-Investments der Stunde und selbst konservative Werte mussten zuletzt Federn lassen. Wie also handeln in Zeiten von Inflationsschock und Rezessionsangst? Die Antwort: Nahrungsmittel Aktien!

Mit gutem Geschmack durch stuermische Zeiten

Aktien im Jahr 2022 – eine heikle Angelegenheit

Wasserstoff, Cannabis, Weltraumtourismus … Börsennotierte Unternehmen, die an interessanten, ja vielleicht sogar disruptiven, Techniken forschen, gibt es wie Sand am Meer. Das Problem: Die Bewertung und somit auch die Aktien Kurse ebendieser Unternehmen basieren auf Annahmen! Ob und wann eine Gesellschaft endlich die Gewinnzone erreicht, seine Schulden beglichen oder zumindest nennenswerte Umsätze erzielen kann, wird häufig falsch eingeschätzt. Dieser Überschwung ist insbesondere bei Privatinvestoren, zunehmend auch bei professionellen Grossanlegern, zu beobachten. Vor allem die rasanten Kursentwicklungen nach dem Corona-Crash im Februar/März 2020 scheinen vielen Marktteilnehmern die Objektivität gekostet zu haben.

Ebenfalls bedenklich: In Sozialen Medien, beispielsweise auf Youtube und Facebook, wird von selbst ernannten Profis nach wie vor zum Kauf getrommelt. Ergo werden insbesondere Papiere, die nach grundsätzlichen Kriterien wie dem Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV), Kurs-Buchwert-Verhältnis (KBV) oder Kurs-Umsatz-Verhältnis (KUV) überbewertet sind, fleissig nachgekauft. Das „Verbilligen“ der Einstandskurse von Titeln, die „Potenzial haben“, erfreut sich bei einigen Junginvestoren grosser Beliebtheit. Doch 2022 ist nicht 2020! Auch Aktien, die sich im Kurs bereits halbiert, gedrittelt oder geviertelt haben, können weiter fallen!

In unsicheren Zeiten werden Überbewertungen durch die Bank abgebaut – so lange, bis der Verkaufsdruck nachgelassen oder bis sich die Gesamtsituation am Finanzmarkt geändert hat. Danach sieht es zum aktuellen Zeitpunkt jedoch nicht aus. Inflationssorgen, Zinsängste und Lieferkettenprobleme bringen Einzelaktien ebenso wie Indizes kräftig unter Druck. Spätestens seit dem Ausbruch des Ukraine-Kriegs sind viele europäische Leitbörsen in einen klaren Abwärtstrend übergegangen. Immerhin schlägt sich der Index für Schweizer Aktien (SRI) mit einem Plus von knapp zehn Prozent (12.250 Punkten) auf Jahressicht erstaunlich gut.

Langfristig orientierte und gut diversifizierte Anleger sollten sich von den aktuellen Verwerfungen nicht aus dem Konzept bringen lassen. Im Gegenteil: Auch viele Schweizer Aktien mit soliden Geschäftsmodellen wurden zuletzt abgestraft und sind einen Einstieg wert. Erfahrene Börsen-Hasen wissen zudem: Es gibt immer einen Bullenmarkt, man muss ihn nur finden! Wer sich auf die Suche nach den Gewinner der momentanen geopolitischen und wirtschaftlichen Entwicklungen macht, landet unweigerlich bei Versorgern und Rüstungskonzernen. Auch Logistikgesellschaften, allem voran Reedereien, gehören zu den Top-Performern am Aktien Markt. Doch Vorsicht: Die Kurse von Unternehmen aus diesen Segmenten haben bereits deutlich zugelegt und konnten sich innerhalb weniger Wochen verdoppeln oder gar verdreifachen! Wer jetzt noch auf den fahrenden Investment-Zug springt, fällt schnell aufs Gleis, denn Korrekturen sind bei solchen Highflyern nur eine Frage der Zeit. Dennoch, es gibt sie: Vielversprechende Aktien, die noch nicht zu teuer sind und unabhängig der kurzfristigen weltwirtschaftlichen Entwicklung Renditen versprechen. Lebens- und Nahrungsmittel Aktien beispielsweise gewinnen im Schatten der aktuellen Hot Stocks mehr und mehr an Attraktivität.

Gegessen und getrunken wird immer.

Ob Krise oder nicht: Gegessen und getrunken wird immer. Erstaunlich, dass sich in vielen Depots dennoch keine Lebensmittel Aktien finden lassen.

Unterschätzte Renditebringer

Ein grösserer Fernseher, ein leistungsstärkerer Computer oder ein sparsameres Auto – all diese Anschaffungen, seien sie nun sinnvoll oder nicht, lassen sich in den meisten Fällen in die Zukunft verschieben. Zumindest dürfen sie via eBay & Co. zu deutlich günstigeren Preisen geordert werden. Für Nahrungsmittel gilt dies nicht! Kein Wunder also, dass die Wertpapiere von Unternehmen aus dem Bereich Ernährung grundsätzlich weniger stark schwanken. Gegessen und getrunken wird immer! Die Renditen, die diese Dauerläufer versprechen, fallen vielen Anlegern jedoch zu niedrig aus. Es mag zwar stimmen, dass Nudeln, Limonaden, Grillsossen etc. Produkte sind, die quasi jeder Konzern herstellen und vermarkten kann. Inwieweit diese dann schmecken, wie sie vom Verbraucher angenommen und inwieweit sie dem Unternehmen letztendlich auch Gewinne einbringen, steht auf einem anderen Blatt. Im Bereich „Food & Beverage“ gilt es also, auf margenstarke und etablierte Konzerne zu setzen. Stabilität lautet das Schlüsselwort.

Ein Inbegriff an Stabilität: Nestle. Die Dividendenperle macht Aktionären immer wieder deutlich, dass „langweilig“ keineswegs „unrentabel“ bedeutet. Jährliche Kursrenditen von 11 Prozent? Mit der Nestle S.A. Aktie (ISIN: CH0038863350) kein Problem! Durchaus ein Problem für Nestle ist die begrenzte Handelbarkeit. Bis Auslandsinvestoren nicht mehr auf die unbeliebte Verbriefungsbeteiligung via American Depositary Receipt (ADR) beziehungsweise Global Depositary Receipt (GDR) ausweichen müssen, findet das einstige Milchpulverimperium wohl noch für Jahre nicht die Beachtung, die es verdient. Ein Glück, dass sich das Unternehmensblatt auf die Suche nach aussichtsreicheren Kandidaten mit globaler Investitionsbereitschaft gemacht hat.

Unterschaetzte Renditebringer

Leider nicht dabei: Die Nestle S.A. gehört zu den erfolgreichsten Unternehmen dieses Planeten. Aufgrund der begrenzten Handelbarkeit der Aktien schafft es der Traditionskonzern leider nicht in unsere Top Drei Nahrungsmittel Aktien.

Die Top Drei der Lebensmittel Aktien

Die Idee für ein Special über Lebensmittel Aktien kommt nicht von Ungefähr. Im April veröffentlichte das Unternehmensblatt den zweiten Teil der Schlag den Buffet Serie und stellte dort den Turnaround-Kandidaten B&G Foods vor. Der Beitrag erntete überdurchschnittliches Feedback und die Aktie entzog sich erfolgreich dem marktbreiten Abwärtstrend. Obendrein erhielten Anleger eine ordentliche Dividendenrendite von über 6 Prozent. Grund genug, sich die Konkurrenz anzuschauen!

Bei den folgenden drei Werten handelt es sich ausschliesslich um US-amerikanische Unternehmen. Das „Land der Unbegrenzten Möglichkeiten“ ist weit geringer von der aktuellen Weizenkrise betroffen, unter denen derweil europäische Lebensmittelkonzerne aufgrund der Lieferengpässe leiden. Ausserdem decken die Global Player aus Übersee einen riesigen Markt ab und sind nur minimalen Vertriebshürden ausgesetzt. Zölle innerhalb der 50 Einzelstaaten beispielsweise gibt es nicht. Selbiges gilt für sprachliche oder rechtliche Barrieren. Und: Der starke Dollar treibt derweil die Renditen! Dies gilt auch für die Dividendenzahlungen, für die manch ein Konzern aus unserer Liste bekannt ist.

Die Top Drei der Lebensmittel Aktien

Belastungsfaktor Weizenpreis: Der Ukraine-Konflikt kostet derweil auch viele Konzerne aus dem Lebensmittel-Sektor entscheidende Renditen. Insbesondere europäische Nahrungsmittelproduzenten leiden unter der aktuellen Preisexplosion.

1. Adeliger Dosenchampion: Hormel Foods Corp.

Frühstücksfleisch, Speck und Dosengerichte – dafür steht die Hormel Foods Corp. (ISIN: US4404521001). Ein Blick auf das Produktportfolio der Südstaatler macht allerdings deutlich, dass man neben den Klassikern auch Pizza, Pasta und Chili vertreibt. Mit diesen Gerichten erhält sich der Konzern offensichtlich seine Landes-DNA. Zugleich stellt man sich klar gegen den, in Texas weitverbreiteten, Fracking-Ansatz: Mit dem „20-mal-30“-Plan will Hormel Foods den heimischen Energieverbrauch bis Ende 2022 komplett aus Erneuerbaren Energien decken! Ergo sollte die Hormel Foods Corp. alsbald sämtliche ESG-Kriterien (ESG = Environmental Social Governance) erfüllen und noch stärker in den Fokus von Investoren rücken. Dies dürfte den Kurs der Aktie stärken und Analysten zufolge auf über 49 Schweizer Franken heben. Neben dem Kurspotenzial könnte ein weiterer Aspekt für ein Investment in die Lebensmittelgruppe sprechen: Als sogenannter Dividenden-Aristokrat hat man die Dividende nicht nur seit über 25 Jahren nicht gesenkt, sondern sogar kontinuierlich gesteigert! Auch für 2023 prognostizieren Marktbeobachter einen Anstieg der Ausschüttung von derweil 2,1 auf 2,3 Prozent. Anleger, die auf nachhaltig erwirtschaftete Aktionärsboni setzen, sind bei der Hormel Foods Corp. goldrichtig.

Hormel Foods Corp

Hormel Foods Corp

2. Kartoffelkönig mit Rücksetzer: Lamb Weston Inc.

Mit einem jährlichen Kartoffelverzehr von 13,4 Kilogramm pro Kopf kann die USA der Schweiz (43 Kilogramm) nicht das Wasser reichen, doch ohne die gelbe Knolle wären viele Dauerläufer aus „Wild Wild West“ nur halb so schmackhaft. Insbesondere der Beilagen-Klassiker, Pommes Frites, hat es den Amerikanern angetan. Die Lamb Weston Inc. (ISIN: US5132721045) profitiert von ebendieser Liebe wie kaum ein anderes Unternehmen, denn Lamb Weston konnte in den letzten Jahren etliche Konkurrenten verdrängen. Mittlerweile ist die Gesellschaft aus Idaho Marktführer im Gastronomiewesen und liefert neben Pommes Frites auch Kartoffelbrei, Chips und Kroketten aus. Angesichts der Preissetzungsmacht sind Unternehmensführung und Analysten gleichermassen positiv gestimmt: Der Gewinn pro Aktie soll von derweil 1,24 zunächst auf 2,59 und bis zum Jahr 2024 auf satte 3,57 Schweizer Franken steigen. Dies ergibt, je nach Schätzung, ein Kursziel von bis zu 75 Franken. Derweil notiert die Aktie rund zehn Prozent unter dem Kursziel und noch deutlich tiefer unter ihrem Allzeithoch. Ein interessanter Einstiegszeitpunkt also, bedenkt man, dass der Rücksetzer der hiesigen Corona-Pandemie geschuldet war. Das landesweite Re-Opening innerhalb der Gastronomie und Tourismusbranche sollte dem Wertpapier wieder Schwung verleihen.

Lamb Weston Inc

Lamb Weston Inc

Cremiger Aufstrich trifft stabiles Geschäft: J. M. Smucker Company

Hierzulande gilt J. M. Smucker sowie die Aktie der J. M. Smucker Company (ISIN: US8326964058) als weitestgehend unbekannt. Dies trifft auch auf das Aushängeschild der Amerikaner zu: Erdnussbutter. Während heimische Schleckermäuler zu Marmelade oder Schokoladenaufstrich greifen, gehört das braun-salzig-süsse Mus in den USA auf jeden Frühstückstisch. Sicher, mittlerweile haben sich diverse Konzerne an das Peanut-Butter-Business herangetraut, doch die Marke JIF von J. M. Smucker gilt als unangefochtener Branchenprimus. Ähnlich wie die Coca Cola Company konnte sich der Konzern zum Monopolisten aufschwingen und hat mit Kaffee und Snacks die Produktpalette sukzessive erweitert. Überdies konnte sich J. M. Smucker (erfolgreich) im Markt für Tiernahrung positionieren! Dies spendet zusätzliche Sicherheit. Der Langfristchart offenbart zwar eine vergleichsweise hohe Volatilität, doch wer bei diesem fraglos günstigen Wert (KGV: 15, KBV: 1,7) gezielt in Tranchen einsteigt, kann von der Schwankungsbreite sogar profitieren.

Smucker Company

Smucker Company

Autor: Jan Lauer

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