Nachholbedarf dank Corona
Die Coronavirus-Pandemie hat zahlreiche Alltagsbereiche eingeschränkt und sowohl „Gewinner“ als auch „Verlierer“ hervorgebracht. Zur ersteren Gruppe gehörte durchaus Tech, doch Medtech konnte sich der Post-Corona-Schock-Rallye nicht anschließen. Anders als bei Videokommunikationsspezialisten, Essenslieferanten und Social-Media-Plattform-Betreibern lag das Geschäft bei vielen Gesundheitsexperten brach. Allein aufgrund gesetzlicher Vorgaben zwecks Kapazitätswahrung mussten Krankenhäuser Tausende Operationen absagen. Hinzu kamen Lieferengpässe: Selbst absolute Platzhirsche mussten Produktionen sowie Serviceleistungen einstellen. Nun jedoch sind die Schutzmaßnahmen weitestgehend revidiert. In den USA hat man gar den Sieg über Covid19 verkündet. Bedeutet im Umkehrschluss: freie Fahrt für medizinische Eingriffe! Ganz gleich, ob Bandscheibenoperation, Nasenbegradigung oder professionelle Zahnreinigung: Kliniken erfahren einen starken Run, die Services der Medtech Konzerne sollten eine starke Nachfrage verzeichnen.
Dauerläufer mit Chartschwäche
Wenn nicht jetzt, wann dann? Mit solchen und ähnlichen Fragen wird immer wieder die Kauf-Trommel gerührt, wenn es um den Einstieg in besonders stark gefallene Aktien geht. Problem: Viele „Fallen Angel“ entpuppen sich als Kurzzeitphänomene. Getragen durch eine fantastische Börsenstimmung, einem übergeordneten Hype oder einer blenderischen Unternehmensstory korrigieren Highflyer bis auf einen Bruchteil ihrer einstigen Marktkapitalisierung. Und bleiben auf diesen Niveaus! Die Aktie der Nikola Corp. (ISIN: US6541101050) gilt als ein Paradebeispiel für solch Rohrkrepierer. Die drei folgenden Medtech Aktien haben in den letzten Wochen ebenfalls einen starken Drawdown hinnehmen müssen, sind jedoch nicht ansatzweise mit dem skandalgetriebenen Wasserstoff-Truck-Unternehmen aus Übersee zu vergleichen. Wer hier zuschlägt, fährt – mit hoher Wahrscheinlichkeit – nicht vor die Wand!
Boston Scientific
Wie an der Schnur gezogen! Die Aktie der Boston Scientific Corp. (ISIN: US1011371077) kennt in den letzten Jahren nur eine Richtung: aufwärts! Anfang 2013 notierten die Anteilsscheine von Boston Scientific noch bei 5 Euro – aktuell kämpft man mit einem Widerstand bei 43 Euro! Kein Wunder: Der US-Konzern gilt als Marktführer bei Herzschrittmachern und konnte zuletzt mit einer neuen Generation der kleinen Lebensretter etliche Analysten überzeugen. Einnahmen generiert das Schwergewicht durch endoskopische Eingriffe und den Verkauf von Defibrillatoren, Stentsystemen und sogar Neurostimulationsgeräten. Beeindruckend: Ungeachtet steigender Material- und Produktionskosten konnten die Amerikaner mit ihren letzten Quartalszahlen die Erwartungen des Marktes übertreffen. Für 2023 hat man gar die Gewinnprognosen angehoben. Und auch über 2023 hinaus steht dem Konzern Wachstum in die Tür. Denn neben einer Ausweitung der Produktpalette soll der Zukauf des Biomaterial-Spezialisten Obsidio zusätzliches Wachstum generieren. Mit einem KGV von knapp 50 und einem KUV von über 4,1 ist das Papier jedoch nichts für Schnäppchenjäger! Immerhin: Die Verschuldungsquote sinkt deutlich und die Umsätze sowie die Nettomargen wachsen solide.