Sicherheitsexperte Brian G. Carlson
Der momentane Krieg zwischen Russland und der Ukraine bringt gravierende Folgen für die kommenden Jahre mit sich. Der Zusammenhalt des Westens ist von grosser Bedeutung, um nicht nur Russland anzusprechen, sondern auch China.
Russlands Angriff auf die Ukraine hat schwere Folgen für die bevorstehenden Jahre. Dabei verdienen vor allem einige Aspekte Aufmerksamkeit: der eigentliche Kriegsverlauf, die Handlung des Westens und Chinas Entscheidung darüber, inwiefern es Russland unterstützt.
Die militärischen Operationen Russlands verliefen in der Anfangsphase nicht so reibungslos wie geplant. Putins Antwort darauf wird höchstwahrscheinlich sein, die Brutalität der Militäroperationen zu verstärken. Die USA und ihre Nato-Verbündeten haben nicht vor, der Ukraine militärisch zu helfen. Denn damit riskieren sie einen Krieg mit Russland, das über ein mächtiges Nukleararsenal verfügt, mit dessen Einsatz Putin gedroht hat.
Russland hätte die Möglichkeit, durch seine brutalen militärischen Mittel, die Kontrolle über die komplette Ukraine zu übernehmen, vielleicht mit Ausnahme des Westens des Landes. Das entscheidende Problem für Putin ist jedoch, dass dies nicht nachhaltig ist. Sollte es Russland wirklich gelingen, in Kiew eine aufrichtige Regierung einzusetzen, würde der massive Widerstand der ukrainischen Bevölkerung den Abzug der russischen Streitkräfte scheitern lassen. Russland müsste also die Ukraine langfristig besetzen, was wiederum zu einem Aufstand führen kann. Je länger der Krieg und die anschliessende Besetzung andauern und je mehr Verluste die russischen Streitkräfte erleiden, desto grösser könnte die innere Unzufriedenheit in Russland werden. Wenn die Opposition in Russland stark genug wird, könnte sie Putins Machterhalt gefährden. Der Sturz von Putin ist eher unwahrscheinlich , aber nicht ausgeschlossen. Doch solange er an der Macht ist, sind die Aussichten in diesem Krieg für die Ukraine schlecht.
Der Zusammenhalt des Westens ist entscheidend, um nicht nur Russland anzusprechen, sondern auch China. Russlands Angriff auf die Ukraine wird China drängen, wichtige Entscheidungen über seine strategische Ausrichtung zu treffen. China und Russland eint das Ziel, die Macht der USA zu begrenzen und die Weltordnung zu kontrollieren. Anfang Februar verkündeten Putin und der chinesische Präsident Xi Jinping, dass die Partnerschaft ihrer Länder «keine Grenzen» kenne.
Obwohl China Vorteile aus den Beziehungen zu Russland zieht, geben die russische Invasion in der Ukraine und ihre Folgen Chinas Führung Anlass zur Sorge. Der Einmarsch der Russen verletze ein entscheidendes Prinzip der chinesischen Aussenpolitik: die Unterstützung der staatlichen Souveränität und territorialen Integrität. China lehnte die Unterstützung der russischen Invasion ab, aber es hat sich Russland insofern angeschlossen, als dass es die westliche Politik, vor allem die Nato-Erweiterung, für die Krise verantwortlich machte. Wenn Russland von China Wirtschaftshilfe bekommt, könnte China sich einer weltweiten Verurteilung und möglicherweise sekundären Sanktionen gegen seine eigene Wirtschaft aussetzen.
China könnte sich bei der Gelegenheit von Russland distanzieren und versuchen, die Spannungen mit den USA und anderen Rivalen abzubauen. Wenn es seine Partnerschaft mit Russland verstärken möchte, könnte die internationale Politik zunehmend zu einer Rivalität zwischen zwei Blöcken verkommen: einem, der aus den Vereinigten Staaten und ihren Partnern und Verbündeten besteht, und einem anderen, der sich auf China fokussiert, mit Russland als Hauptpartner.
Autorin: Sophie Pixis